Persönliche Erfahrungen mit einer Hybrid-Heizung im "Altbau"
Wie hinlänglich bekannt, haben sich in 2022 die Preise für Erdgas vervierfacht. Heute (2025) sind sie immer noch 3x so hoch wie 2021. Und in Zukunft werden sie weiter steigen. Viele Informationen über Wärmepumpen die im Umlauf sind, sind aber zumindest Teilweise falsch
Z.B. hört man oft, das für eine Wärmepumpe im Altbau zwingend… …das Haus komplett neu isoliert werden muss. Falsch …eine Fußbodenheizung braucht. Falsch …eine PV-Anlage haben muss, um die Wärmepumpe mit Strom zu versorgen. Falsch
Grundsätzlich gilt…
…je besser das Haus isoliert ist, umso niedriger ist der Wärmebedarf, umso geringere Heizkosten. Eine z.B. Hohlwandisolierung hilft also auch schon.
…je niedriger die Vorlauftemperatur, umso höher der Wirkungsgrad einer Wärmepumpe. Dies kann aber auch durch ausreichend große Heizkörper erfolgen.
…das eine PV-Anlage (nach meiner Meinung) immer sinnvoll ist. Diese kann den Strombedarf einer Wärmepumpe ganzjährig aber nicht decken. Zwischen Nov. – Feb. ist der Solarertrag so gering, dass er beinahe zu vernachlässigen ist. In der Zeit fallen aber die höchsten Heizkosten an. Eine PV-Anlage kann im Jahr max. ca. 20 % des Strombedarfs einer Wärmepumpe decken.
Um eine Einsparung zu erreichen, muss also Geld in die Hand genommen werden. Wenn das Geld aber knapp ist, dann liegt die Kunst darin, mit geringstmöglichem finanziellem Aufwand das Maximum an Einsparung zu erreichen. Hier die kleine persönliche Chronologie meiner eigenen Maßnahmen:
- Einzug in unser neues Hauses, Baujahr 1975. Das Haus war im Orginalzustand. Wärmebedarf 20 kW
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Maßnahmen: Hohlwand isoliert, neue Fenster/Türen, bewohnte Dachschräge und oberste Geschossdecke isoliert, neue Gas-Brennwertheizung (12 kW) mit passenden Heizkörpern
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Wärmebedarf nach der Isolierung: 12 kW. Gaseinsparung > 40%
- 2020 Inbetriebnahme einer PV-Anlage, Leistung 3,8 kW max., Senkung des Stromeinkaufs um ca. 50 %
- 2021 Inbetriebnahme eines PV-Speichers, nochmal den Stromeinkauf um weitere 20 % gesenkt
- 2022 der Gaspreis stieg von 0,412 €/m³ auf 1,552 €/m³.
Wie kann ich meine installierte Heizung, die störungsfrei und zuverlässig läuft, so aufrüsten das sie weniger Gas/Öl verbraucht?
An den bereits isolierten Außenwänden zusätzlich, weitere, 20 cm Isolierung anbringen?
Kosten (2022) = 50.000 € Effekt = Wärmebedarf würde um 2 kW auf 10 kW sinken
Die Lösung habe ich dann verworfen. 2 kW weniger Wärmebedarf hätte meine Gasrechnung 2022 zwar um 1.000 € reduziert. Aber das Missverhältnis zwischen Investition und Einsparung war mir zu hoch.
Deshalb habe ich mich entschieden die Gas-Brennwertheizung zum Hybrid-System aufzurüsten. Die Lösung war Kostengünstiger als eine weitere Sanierung des Hauses. Denn nach der bereits durchgeführten Teilsanierung hätte eine Kernsanierung ( > 150.000 Euro ) durchgeführt werden müssen.
Eingebaut habe ich eine (Split-)Wärmepumpe von Remeha, welche (in meinen Augen) zwei entscheidende Vorteile hat:
- die Wärmpumpe kann mit fast jeder anderen Gas-/Öl-Heizung zusammenarbeiten, Herstellerunabhängig. Die Wärmepumpe ist die Führungsgröße im System. Sie liefert eine Grundwärme, und erst wenn diese nicht mehr reicht, wird die andere Heizung dazu geschaltet. Dies kann auf drei Arten geschehen: Open Therm Schnittstelle, Steuerspannung, An/Aus Kontakt. Damit ist es sogar möglich, aus einer alten Niedertemperaturheizung, die technisch fast nicht tot zu bekommen ist, ein modernes Hybridsystem zu machen.
- die Wärmepumpe kann mit einer Kostenführung betrieben werden. D.h. man muss der Wärmepumpe drei Angaben machen. Strompreis je kWh, Gaspreis je kWh und daraus resultierend den minimalen Wirkungsgrad (welcher nicht unterschritten werden darf). Die Wärmepumpe rechnet dann, anhand der Heizkurve aus, welcher Wärmeträger günstiger ist. z.B. Strom 0,3 €/kWh , Gas 0,1 €/kWh ergibt einen minimalen Wirkungsgrad von 3. Ist der Wirkungsgrad (bei der jeweiligen Außentemperatur) gleich/höher als 3, dann geht die Wärmepumpe in Betrieb, ist er niedriger bleibt sie aus.
Auffälligkeiten / Probleme bei der Umstellung waren am Anfang die Strömungsgeräusche im Heizkörper. Die waren wirklich lästig und unüberhörbar. Nach diversen erfolglosen Versuchen diese zu beseitigen, mittels Nachjustierung der Thermostatventile, war die Lösung schließlich simpel. Die Umwälzpumpe in der Wärmepumpe stand mit der Werkseinstellung auf einer zu hohen Leistung. Es wurde mehr Wasser durch die Heizkörper geschickt als nötig. Dadurch entstanden die Strömungsgeräusche. Eine Reduzierung der Pumpenleistung brachte den Erfolg. Zu stark durfte die Leistung aber nicht abgesenkt werden, da ansonsten der Mindestwasserumlauf unterschritten wurde. Die Wärmepumpe ging dann auf Störung.
- 2023 Austausch von 5 Heizkörper Typ 22 auf Typ 33 sowie umhängen von 2 Heizkörpern in andere Räume (in Raum A ausgebaut und in Raum B eingebaut)
Dadurch konnte die Heizkurve von 64°C auf 49°C (bei -12°C) abgesenkt werden (ohne! Komforteinbußen). Eine Wärmepumpe sollte/muss als Dauerläufer (24/7) arbeiten und je niedriger die Heizkurve ist, umso höher ist der Wirkungsgrad der Wärmepumpe.
- 2023 Einbau und Programmierung eines Einplatinen-PC, zur grafischen Kontrolle und Verbesserung der Heizkurve
2 Tage im Februar 2025. Morgens startet die Gasheizung zur Unterstützung und einmalig zur Warmwasserbereitung in der Nacht. In der übrigen Zeit arbeitet die Wärmepumpe allein.
Die Gaseinsparung variiert jährlich aufgrund des Wetters (wie kalt war der Winter) und der Kostenführung. Wenn sich Energiepreise ändern, müssen diese auch in der Wärmepumpe angepasst werden.
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Gaseinsparung 2022 in 6 M.: 62% bei COP min = 2,8 gesparte CO2 Menge: 0,808 t
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Gaseinsparung 2023: 55% bei COP min = 3,5 gesparte CO2 Menge: 1,676 t
- Gaseinsparung 2024: 65% bei COP min = 3,2 gesparte CO2 Menge: 1,984 t
Energiebedarf und -deckung durch Solarstrom 2023
Solarstromerzeugung 2023, anteilig Eigenverbrauch und Einspeisung
- Mehrverbrauch an Strom 2023: 2438 kWh davon gedeckt durch Solar-Strom = 12 %
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Mehrverbrauch an Strom 2024: 2871 kWh davon gedeckt durch Solar-Strom = 13,5 %